Am 3. Mai 2018 besuchten 17 junge Schülerinnen und Schüler der sechsten Jahrgangsstufe des Adorno-Gymnasiums das Frankfurter Kinderbüro. Mit dem Thema „Leben und Sterben“ hatten sie sich zuvor selbst ein schwieriges Vorhaben für eine Unterrichtsreihe im katholischen Religionsunterricht ausgesucht.
Umso wichtiger war es, das emotional besetzte Thema mit Fingerspitzengefühl anzugehen – insbesondere in dem Wissen, dass einige Kinder aus der Lerngruppe schon Erfahrungen mit dem Tod gemacht hatten, etwa in der eigenen Familie. Dies gelang zum einen durch die Ganzschrift von Eric Emmanuel Schmitt („Oskar und die Dame in Rosa“), die unterrichtsbegleitend gelesen wurde und den Schülerinnen und Schülern auf verschiedenen Ebenen, kognitiven ebenso wie emotionalen, Gelegenheiten zur Identifikation wie auch zur Abgrenzung bot.
Zum anderen ermöglichten schon im Vorfeld des Besuches – angesichts des begrenzten Zeitrahmens, der im kurzen zweiten Halbjahr des Schuljahres 2017/18 zur Verfügung stand, ausgewählte – Bausteine und Methoden aus dem neuen Medienpaket des Frankfurter Kinderbüros zu diesem Thema eine pädagogisch sensible Begleitung der Gruppe auf ihrer Reise durch die verschiedenen Stationen, die sie weitgehend selbst bestimmte.
Unterstützte beispielsweise die „Emotionslandkarte“ die Kinder bereits zum Zeitpunkt des Einstiegs in die Reihe dabei, in Bezug auf die eigenen Gefühle sprachfähig und sich selbst im teilweise kontroversen Austausch mit den anderen über den Facettenreichtum menschlicher Emotionen klar zu werden, so war es die „Schatztruhe“, die die Schüler*innen mit viel Phantasie und künstlerischem Geschick gestalteten und in die sie alle die Gegenstände legen konnten, die für sie Symbole zur Bewältigung schwieriger und trauriger Lebensstationen waren und sind. Alle eingesetzten Bausteine und Methoden aus dem Medienpaket eröffneten ihrerseits auch Anknüpfungsmöglichkeiten an Eric Emmanuel Schmitts Erzählung und leisteten so einen gelungenen Beitrag zu einem nuancierten und in sich stimmigen Umgang mit dem Thema „Leben und Sterben“ im Religionsunterricht der Mittelstufe.
Die konzeptionelle Offenheit des Medienpaketes für unterschiedliche fachliche sowie pädagogische Lern- und Lehrsituationen in der Schule zeigte sich schließlich während des Besuches der Lerngruppe im Kinderbüro – für die Schüler*innen ein Höhepunkt, bei dem ihnen eine besondere Ehre zuteilwurde: In einer Art „Sneak Preview“ durften sie den bis dahin unveröffentlichten Film „Drei Wünsche von Handloh“ anschauen. Beim anschließenden Gespräch über den Film in der Gruppe, einfühlsam moderiert von der Mitarbeiterin des Kinderbüros, Zoé Rothmann, waren die Schülerinnen und Schüler in der Lage, das Schicksal der Kinder aus dem Film zu ihren eigenen Erfahrungen mit dem Thema „Sterben“ in Beziehung zu setzen und auf der Grundlage der zuvor geleisteten Arbeit im Unterricht zu reflektieren.
Davon durften sich auch die beiden Mitarbeiterinnen aus dem Haus am Dom, dem Frankfurter Bildungszentrum und Tagungshaus des Bistums Limburg, überzeugen: Die stellvertretende Direktorin der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, Frau Dr. Dewi Maria Suharjanto, und Frau Susanne Beul-Ring, Studienleiterin am Religionspädagogischen Amt, das im Rahmen einer Kooperation des Hauses am Dom mit dem Adorno-Gymnasium während der Planungsphase den Kontakt zum Kinderbüro vermittelt hatte, waren als Gäste ebenfalls zu dieser besonderen, an einem außerschulischen Lernort gehaltenen Unterrichtseinheit gekommen, die vom Nachdenken über einen schwierigen Teil des Lebens, von den in ihrer unmittelbaren Ehrlichkeit bewegenden Äußerungen der Kinder und von vielen leisen Tönen geprägt war.
Dipl.-Theol. Norbert Wenderdel, OStR